Restefleisch und andere Unwörter

Neues Kabarettprogramm von Matthias Machwerk

Dresdner Neueste Nachrichten, 29.04.2010

Es sind die langen und dornenreichen Wege hin zum menschlichen Glücklichsein, denen sich der 42-jährige, in Prenzlau geborene Matthias Machwerk in seinem neuesten - dem mittlerweile sechsten - Soloprogramm widmet. "Holzwege zum Glück" hat er es genannt. Das Programm erlebte im barocken Ambiente des "Secundogenitur" auf der Brühlschen Terrasse seine Premiere. Und einen echten Glückskeks überreichte Heike Jack, Chefin des veranstaltenden "Dresdner Comedy- und Theaterclubs", jedem ihrer Besucher zur Einstimmung aufs Thema. Matthias Machwerk allerdings hielt sich erst gar nicht lange bei Schmeicheleien gegenüber dem Publikum auf, er nahm von der ersten Minute an ordentlich Maß an ihm. So wie man das von Machwerk auch gewohnt ist. Denn die Wege zum GIück und zum Glücklichsein sind oftmals sehr verschlungen, das Ziel ist daher in den meisten Fällen erst über zahllose Umwege zu erreichen. Und dass Glück nicht automatisch zugleichLiebe bedeutet, das machte Machwerk recht unmissverständlich klar. GIück bedeutet für ihn auch ein tolles gemeinsames Essen, Glück findet er beim Sport, Geschenke befördern seine Glückshormone, angenehme Überraschungen können ihn genauso glücklich machen, wie es früher gute Noten in der Schule taten. Und ebenso bedeutet guter Sex für ihn eine glückliche Angelegenheit. DieZensur "ungenügend" in Mathe dagegen ist immer und ausschließlich Schuld des Lehrers.
Doch Matthias Machwerk widmet sich auch der Gegenseite, den Lebensstationen, wo man gezielt um die Glücksmomente betrogen wird. Zuviel "FastFood" - also auch Döner (und anderes "Restefleisch") - mache dick, und Dicksein sei nun nicht gerade ein glücklicher Zustand. Das mag einem jungen Menschen noch verziehen werden, allerdings seien Verheiratete heute, rein statistisch gesehen, meist dicklicher. Und die Deutschen wiederum sind darunter die Dicksten. Womit er aber nicht das Glückshormon wegreden wolle, dass ja auch im rundlichen Körper schlummern kann. Matthias Machwerk ist auch Stammgast bei den Berliner "Wülmäusen" und sitzt regelmäßig in der Runde des "Quatsch Comedy Club". Und er ist dort wie auch auf der Dresdner Kabarettbühne ein unerschöpflicher Pointenlieferant. Dass er dabei die gegenwärtige Politik und deren Repräsentanten relativ selten einbezieht, unterscheidet ihn wesentlich von der großen Schar der im Lande umherziehenden politisch-satirischen Solokabarettisten. Natürlich kommt der Kabarettist nicht an Herrn Pofalla und an Frau Merkel vorbei. Letztere habe heute mehr Macht, als Cleopatra zu ihrer Zeit je hatte. Der Unterschied aber ist: Die Merkel muss nicht erst mit jedem ins Bett, um Politik machen zu können. Dann widmet Machwerk sich über eine ziemliche Wegstrecke selbstverständlich auch dem im Schatten des Weibes dahinvegetierenden und geschundenen Mann. Der immer mal wieder mit dem GIück hadern muss. Dem Manne zu neuer Anerkennung seiner natürlichen Bedtirfnisse zu helfen, dafür fordert Matthias Machwerk nun einen "Gleichstellungsbeauftragten für Männer".

W. Zimmermann