"Aus dem verrückten Leben einer Ratte"

Dresdner Cornelia Fritzsche und Robert Jentzsch begeistern Publikum im Zschopauer Ratssaal

Freie Presse, 27.04.2009

Eine Ratte ist eine Ratte ist eine Ratte. Punkt. Oder doch nicht? Die 50 Besucher im Saal des Zschopauer Rathauses haben am Freitagabend anderes erfahren: Eine Ratte kann singen und lachen, laut und leise, lieb und gemein, traurig und fröhlich sein - also ganz menschliche Verhaltensweisen zeigen. Denn diese Ratte war einfach anders. Sie hieß Ursula von Rätin, wurde zum Leben erweckt durch Puppenspielerin Cornelia Fritzsche und am Klavier vollendet begleitet von Robert Jentzsch. Der Pianist konnte alle Nuancen des Gefühlslebens, alle möglichen und unmöglichen Situationen des Alltags wiedergeben. Die Ratte saß dabei auf dem Schoß der Puppenspielerin, die ihr nicht nur Bewegungen verlieh. Sie gab ihr auch eine Stimme, die weich und einschmeichelnd, aber auch rau und knarzig sein konnte. Mit dieser Stimme erzählte und sang sie aus ihrem Leben, wie sie als buchstäblich abgehängte Theaterratte von Cornelia Fritzsche gerettet wurde, aber eine Verwandlung durchmachen musste, von einer männlichen Theaterratte in eine - wenn auch adlige - weibliche Ratte. Schon bald wurde Ursula die Hauptfigur, denn Cornelia Fritzsche spielte nicht einfach mit der Puppe, sie hauchte dem leblosen Ding Leben ein. "Es hat sich ja in der Puppenspielerei sehr viel verändert. Vorbei sind die Zeiten, als der Vorhang aufging und ein Kasper erschien. Das geht heute ganz anders ab", so Fritzsche zu den Reaktionen des Publikums auf ihre Figuren. Es habe schon einige Zeit gedauert, bis das Programm "Ein Rendezvous mit der Liebe" stand. In die Geschichte sei viel aus persönlich Erlebtem eingeflossen, erzählt die Dresdnerin, die froh ist, ihre Nische gefunden zu haben. "Ich habe zu DDR-Zeiten an allen Bühnen vorgesprochen, aber als Schauspielerin bin ich nirgendwo gelandet." Zum Glück - so dürften es auch die Zuschauer im Ratssaal empfunden haben. "Das ist einfach einmalig", sagten Carola und Jürgen Laubert. "Von den Gelenauer Puppentheatertagen wissen wir, dass es anders sein kann als mit Marionetten, aber so etwas ist sagenhaft", waren die Zschopauer begeistert. "Das ist etwas zum Lachen, zum Abschalten vom Alltag", lobte auch Carola Köhler aus Pockau. Ein richtiges Händchen bewies erneut Marion Berger, die den Abend mit dem Förderverein der Stadtbibliothek organisiert hatte. "Ich sah die Ursula schon in Gelenau und sagte mir, dass auch die Zschopauer so etwas Tolles einmal erleben sollten".

Fazit des Abends: Eine Ratte ist auch nur ein Mensch.