Lacher im ersten Stock

Sächsische Zeitung, Mittwoch, 22. Dezember 2010
Von Bianca Deutsch
Mit Zuversicht ins neue Jahr: Comedy-Club-Chefin Heike Jack will auch 2011 wieder viele Zuschauer auf die Brühlsche Terrasse locken. 5000 Comedy-Fans besuchten 60 Vorstellungen.

Zum Lachen muss man nicht mehr in den Keller gehen. Vor einem Jahr eröffnete der Dresdner Comedy und Theater Club im Festsaal der Secundo Genitur auf der Brühlschen Terrasse seine neue Spielstätte. Zuvor beherbergte der Königskeller unter dem Restaurant „Barococo" am Altmarkt vier Jahre die Kleinkunstbühne. Doch die dortigen 70 Plätze reichten nicht mehr aus. Jetzt kann auf 99 Plätzen gelacht werden.

Für Klubchefin Heike Jack war der Umzug ein Erfolg. Besonders in der Weihnachtszeit ist sie froh, nicht mehr den Lärm des Striezelmarktes direkt vor der Nase zu haben. Und den Stammkunden, die nörgeln, dass sie nicht mehr mit dem Auto bis direkt vor die Tür fahren können, schlägt sie einen entspannten Spaziergang vor.

Machwerk führt Hitliste an

„Der Ortswechsel war eine grundsätzlich gute Entscheidung" sagt sie. „5000 Besucher haben sich 60 Vorstellungen angeschaut." Das ist eine Auslastung von rund 83 Prozent. Am besten laufen die Vorstellungen von den Künstlern, die schon oft im Comedy Club aufgetreten sind. Die Hitliste wird angeführt von Matthias Machwerk, dicht darauf folgen Dirk Neumann und Carsten Linke von „Herricht und Preil". Cornelia Fritzsche alias Ursula von Rätin steht auf Platz drei, das Programm von Daphne de Luxe landet auf dem vierten Rang.

„Das sind alles Sachen, die schon bekannt sind", sagte Heike Jack, die die Erfahrung machen musste, dass die Neugier der Dresdner sich in Grenzen hält. „Zwei Vorstellungen mussten ausfallen, weil sich dafür niemand interessiert hat", sagt die 45-Jährige sichtlich enttäuscht. Die einmaligen Auftritte von den hierzulande eher unbekannteren Komikern Volker Diefs und Michael Sens wurden ersatzlos gestrichen. Dabei ist Heike Jack im Januar extra zur Kunstbörse nach Freiburg gereist, um frische Comedy nach Dresden zu importieren. Für das kommende Jahr muss sie die Balance zwischen altbekannten und neuen Lachern hinbekommen. „Viele meiner Stammgäste fragen natürlich auch, wann es denn wieder mal was Neues gibt."

Im März wagt sie mit Zauberkünstler Hieronymus einen weiteren Versuch. Der humorvolle Berliner war im September bereits schon einmal da. Die Resonanz war bescheiden, aber es waren immerhin so viele Leute da, dass sich der Vorhang öffnete. „Die Leute, die die Vorstellung gesehen haben, waren total begeistert", sagt Heike Jack. „Ich hoffe einfach, dass die alle ihre Freunde im März in die Vorstellung schicken." Ihr persönlicher Favorit ist der Edith-Piaf-Abend mit Kati Grasse. „Da bekomme ich immer noch Gänsehaut."

Trotz aller positiver Bilanz, das Geschäft mit der Kleinkunstszene ist schwer. Alles wird allein durch das Eintrittsgeld finanziert, von den Gema-Gebühren bis zur Künstlergage. „Das reguläre Ticket kostet 20 Euro", sagt die Chefin. „Da sind unsere Möglichkeiten, große Komiker einzukaufen, sehr begrenzt."

Projektgeld bei der Stadt hat sie nicht beantragt - zu viel bürokratischer Aufwand für ein zu ungewisses Ergebnis. Sponsoren stehen auch nicht gerade Schlange. „Deshalb ist Werbung vor Ort natürlich extrem wichtig", so Jack. „Ohne Flyer geh' ich nie aus dem Haus."

Heute findet 20 Uhr die letzte Vorstellung im Jahr statt. „Weihnachten oder Möglichkeiten der Folter im 21. Jahrhundert". Karten gibt es im Hilton, an allen bekannten Vorverkaufskassen, an der Abendkasse und unter 4644877.