So vielfältig gemixt wie nie zuvor

Launige Spielzeiteröffnung im Dresdner Comedy & Theaterclub

Dresdner Neueste Nachrichten, 07.09.2009
von Wolfgang Zimmermann

Finale zur SpielzeiteröffnungSchließt man die Augen und lauscht nur der Stimme, dann könnte man durchaus an die Reinkarnation der kleinen großen Edith Piaf glauben. Denn genau wie die Piaf versteht es auch die Dresdnerin Kati Grasse, ihrer Stimme jenen Schmelz zu verleihen, der den Zuschauer zu Tränen rührt und ihm gleichzeitig eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Und genau wie die Piaf kann auch die Grasse das „r" tief hinten im Kehlkopf rotieren lassen. Eine Kostprobe ihres Programms „Nein, ich bereue nichts" als Hommage an die, das Chanson des 20. Jahrhunderts prägende Stimme steuerte Kati Grasse am vergangenen Samstagabend der bunt gemixten Spielzeiteröffnungsshow im Keller des „Dresdner Comedy & Theaterclubs" unter dem Restaurant „Barococo" am Altmarkt bei.

Über die Dauer von mehr als zwei Stunden ließ Geschäftsführerin Heike Jack an diesem Abend das Angebot der nächsten Monate als abwechslungsreiches Programm Revue passieren.

Es ist die 4. Spielzeit, die damit für den Club anbricht. Und sie wird - so verrät es das gut gefüllte Programm - bunter und vielseitiger als je zuvor sein. Das hat gewissermaßen auch mit der Erweiterung des Namens zu tun; denn zur bisher dominierenden Comedy hat sich nun das Genre Theater gesellt. Und beide Begriffe schließen in sich sowohl das Kabarett, die Literatur, das Puppenspiel als auch rein musikalische Programme ein. So wird die Bühne zu einer Art Mittler zwischen den in Dresden längst etablierten Kabaretts und Theatern wie „Komödie", Herkuleskeule", Breschke & Schuch, Wechselbad etc. Anders kann solch ein Konzept in einer Stadt wie Dresden wohl auch gar nicht funktionieren.  Der „Dresdner Comedy & Theaterclub" setzt daher bewusst nicht auf absolut Neues oder Unbekanntes, sondern bietet dem großen Spektrum von freiberuflich tätigen Künstlern im Dresdner Raum ein zusätzliches Podium. Was aber nicht heißt, dass im Angebot nicht auch Premieren enthalten sind. Eine z.B. bietet der Kabarettist Matthias Machwerk im April 2010 an. „Holzwege zum Glück" hat Machwerk sein Soloprogramm genannt und mit einem Ausschnitt daraus punktete er bei der Spielzeiteröffnung. Es geht darin u.a. ums Fliegen und um die Angst vor dem Terrorismus. „Herricht & Preil" - die Urgesteine des allgemeinen, doch immer bestens pointierten DDR-Humors - stehen ebenfalls wieder auf. In Gestalt von Carsten Linke und Dirk Neumann verzapfen sie im Comedyclub den zweiten Teil der „Legenden des gepflegten Schwachsinns". Mario Thiel als scharfsinniger Beobachter des Alltags wird seine Kolumnen lesen, Gerd E. Schäfers Sohn Alexander G. Schäfer versucht sich in den großen Schuhen, die ihm sein berühmter Vater hinterlassen hat und auch „Herbert, Horst und Heinz" (alias Philipp Otto, Simon van Parys und Markus Schoenen) kehren nach langer Abstinenz  auf die Bühne zurück. Und selbst das Musikgenie Mozart spielt in der neuen Spielzeit eine Rolle. Allerdings weniger als der Schöpfer unsterblicher Melodien als vielmehr der Schreiber von pikant deftigen Briefen an das Weibsvolk. „Allerliebstes Bäsle-Häsle" heißt es nämlich am 9. Januar 2010 in einem Programm des Ensembles „La Vie". Nebenbei erwies die Programmvorschau aber auch noch der bevorstehenden Bundestagwahl ihre Referenz, indem plötzlich „Angela und Frank Walter" (Andreas Burucki und Helge Bechert) als vertrautes Duo auftauchten und auf Stimmenfang gingen. Getrieben von Merkels seherischem Ausspruch „Ich ahne, wovon ich spreche!"

Im neuen Programmheft des „Comedy & Theater Clubs" sind auch noch die unsterblichen Eberhard Cohrs Sketche angekündigt, die sich die Schauspieler Bernd Hengst und Stephan Reher vor geraumer Zeit für die Bühne neu erarbeitet hatten. Im September und Oktober 2009 waren zwei solcher „Hallo, Eberhard!" - Shows geplant. Doch nach dem Druck des Programmheftes erreichte den Veranstalter die traurige Nachricht, dass Bernd Hengst - der Darsteller des Eberhard Cohrs - verstorben ist.

Die Vorweihnachtszeit bricht sachte an und die Kleinkunstbühne reagiert natürlich auch darauf. Nämlich mit der Puppenspielerin Cornelia Fritzsche, die ihre wunderbar altkluge Ursula von Rätin in die „Rattenscharfe Weihnacht" schickt. Außerdem werden die Schauspielerin Bianca Heuser, die Sängerin Karen Dreikopf und die Pianistin Olga Nowikow dem Publikum vorführen, was so alles „Zwischen Vorfreude und Umtauschwahn" passieren kann. Für jede Menge Abwechslung ist also gesorgt im „Dresdner Comedy & Theater Club" tief unterm Altmarkt. Und wenn sich das Angebot herumspricht, dann dürfte das Publikum nicht ausbleiben.