Die Ehe bleibt der Kracher

Dresdner Nachrichten, 20.03.2008
von Radostina Velitchkova

Zum Lachen in den Keller:
Die Ehe bleibt der Kracher.
Vergangene Woche präsentierte Matthias Machwerk sein neues Programm - als Welturaufführung

Das Wesen, das heute nur noch das Eine will - Staubsaugen, Staubsaugen, Staubsaugen -, war früher mal anders. Nie hat es seine Intelligenz und seinen Humor in den Vordergrund gestellt und sprachlich immer den Mut zur Lücke bewiesen. Damals, ja, damals, kicherte es noch ohne jeden Hintergedanken, trug gürtelbreite Röcke und übte fleißig mit dem gesamten Freundeskreis für den Traummann - Robbie Williams. Aus Robbie ist allerdings nichts geworden. Ulf Atze heißt der Typ, der jetzt um seine Flasche Bier fürchten muss. Denn würde er sie abstellen, dann wäre sie plötzlich weg! Verschwunden! Für immer! Meint zumindest Matthias Machwerk. Und der muss es ja wissen. Schließlich ist der Mann Kabarettist und gehört somit zu jener seltenen Menschengattung, die es sich zutraut, die Welt so zu sehen, wie sie eigentlich ist: eitel, albern und meistens lediglich paar gute Witze wert. "Menschen! Macken! Mutationen!" heißt das neue Programm von Matthais Machwerk, mit dem er vergangene Woche der Welt den Spiegel vor die Nase hielt. Mensch, hat er das gut gemacht!

Bekenne man sich zur Oberflächlichkeit, die kabarettistisch gesehen jedem weiblichen Wesen innezuwohnen scheint, so dürfte man die Kabarettisten in drei Gruppen unterteilen: Solche, die so frech sind, dass man sie ohrfeigen will, solche, die so schlecht sind, dass man sie tröstend in den Arm nehmen möchte, und solche wie Matthias Machwerk, zu denen man nach der Show hingehen will und sagen möchte: "Hallo, ich bin die Uschi. Du weißt schon, diejenige, die den Traktor aus dem Schlamm rausholt, diejenige mit den Gummistiefeln, diejenige, die für immer bleibt.` Wie würde er darauf reagieren? Sollte man vielleicht testen, denn noch ist Matthias Machwerk ein Star zum Anfassen. Wortwörtlich.

Im Königskeller vom Barococo darf man ihm so nahe sein, dass man sehen würde, würde er erröten, dass man hören würde, würde er sich räuspern. Tut er allerdings nicht. Vielmehr hetzt er von einem Gag zum nächsten, atemlos und atemberaubend, die Augen groß und blau, der Anzug gestreift, das Hemd offen. Dazwischen versucht er, zu singen und zu tanzen. Zum Glück bleibt es beim Versuch. Denn würde er auch dies fabelhaft meistern, dann wäre die Reibung weg. Ein Kabarettist mit lieblicher Stimme und Ricky-Martin-Hüftschwung wäre aalglatt und ziemlich langweilig. Matthias Machwerk ist es nicht. Und die Reibung? Die fetzt. Besonders im Königskeller, wo man hören kann, wie viele Menschen gleichzeitig lachen und wie jeder einzelne von ihnen lacht. Was sagt eigentlich die Art des Lachens über die jeweilige Person aus? Darüber reflektiert Matthias Machwerk hoffentlich in seinem nächsten Programm. In diesem klärt er das Publikum über die unterschiedlichen Arten des Schreibens auf. Ohne zu viel verraten zu wollen: Nehmen Sie sich in Acht vor Männern, die es klein und gerade tun!

Doch zurück zum Lachen. Im Königskeller kann man dies nicht nur ausgiebig betreiben, sondern ebenfalls beobachten, wie Gags funktionieren. Hätte man sich eingangs nicht zur weiblichen Oberflächlichkeit bekannt, so könnte man jetzt ein paar philosophische Stilübungen bemühen. Zu spät. Es bleibt nur Raum für einige pauschale Feststellungen. "Holocaust` ist ein Wort, bei dem sich die Zuschauer nicht mal trauen, laut zu atmen. Über den Wahn der Umweltschützer muss man lachen, sonst stünde man da wie jemand, der keine Zeitungen liest und die Gags nicht versteht. Ober Frauen, Männer und die Pflicht zum Beischlaf kann man lachen - je später der Abend, umso lauter. Und die Eheschließung? Sie bleibt der Kracher. Besonders dann, wenn Matthias Machwerk behauptet, es gäbe Gesetze, die dem Spuk ganz schnell und kostengünstig ein Ende bereiten könnten. Wie? Wer es erfahren will, sollte schon ein paar Euro in die Karte für die Show investieren. Die Erkenntnisse des Abends sind es wert, die Leistung Machwerks allemal. Vor dem Besuch sei die sorgfältige Lektüre einer Tageszeitung empfohlen. Matthias Machwerk schneidet kabarettistisch so viele Themen an, das es einem schwindelig werden könnte. Oder um es in seinem Duktus zu sagen: Würde man beim Nachdenken und Lachen Kalorien verbrennen, verließe man den Königskeller vom Barococo um drei Kilo leichter. Sogar die Blondine, die sich vor Kurzem eine echte Gesichtslähmung hat spritzen lassen und jetzt mittels Mimik außer wortlosem Erstaunen keine weiteren Emotionen ausdrücken kann.

Menschen! Macken! Mutationen! Dresdner Comedy & Theater Club im Königskeller des Restaurants Barococo, Karten unterTel.:0351/4644877

Matthias Machwerk wird gern als Geheimtipp bezeichnet, was nicht ganz korrekt ist. Eigentlich ist er ein Star unter den Comedians, bloß, die wenigsten wissen es.